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„NICHT-MEHR-GANZ-SEIN“ – oder „WOHIN AUCH IMMER MEIN WEG MICH FÜHREN MAG“

Text von Iris




Und schon wieder ist ein längerer Zeitraum vergangen, bis ich Muse und Zeit fand, um meine Gedanken mit Euch zu teilen. Nicht, weil es mir nicht wichtig ist, sondern weil es in den letzten Monaten viel Zeit brauchte, um mich selbst wieder zu stärken.

 

Mit den eigenen Ressourcen aushalten, immer wieder ein Thema für mich… und sicher auch für Euch.

Während der Sommer so vorbeizog, ich versuchte, ihn mit guten Momenten zu bespicken, schien es wie üblich ein Balanceakt. Zwischen Arbeit, Engagement für den Verein und irgendwie auch Zeit für mich selbst zu finden. Im Großen und Ganzen gelang es mir dann doch recht gut, auch wenn ich oftmals ganz schön am Kämpfen war. Mein Straucheln war zwar da, und all das hat schon ganz schön viel Mühe gekostet, um immer wieder aus dem eigenen Strudel herauszukommen. Weil doch alles viel mehr Kraft kostet als noch vor einigen Jahren. Rückblickend gesehen hätte es aber schlimmer werden oder sein können. Ich möchte deshalb vor allem auf die guten Dinge blicken, und nicht auf die, die mich immer wieder zu Fall brachten.  Denn davon gab es auch in diesem Jahr so einige…

Die vier wundervollen Konzertbesuche in diesem Jahr zum Beispiel… zum Teil einzigartige Erlebnisse. Oder mein Kurztrip in die Hauptstadt, wo mir das Wetter hold war und ich eher spontan sogar eine tolle Begleitung durch eine Freundin hatte, die sich mir anschloss. Dort einen gemeinsamen Tag verbracht mit einer weiteren wundervollen Frau, für deren Sohn wir im kommenden Jahr einen Baum der Erinnerung pflanzen wollen.

Stunden und Momente, die ich mit verschiedenen, mir so wichtigen Menschen verbringen konnte. Die gespickt waren von guten Gesprächen, von tiefgründigen und ernsten, aber auch gefüllt mit Lachen, Unbeschwertheit und Glück.

Kleine Momente… die doch so viel Energie geben können.

Die durchgeführten Workshops zur Mentalen Gesundheit in diesem Jahr. Die zwei Teilnahmen an Messen mit dem Verein. Die Begegnungen und Gespräche mit unseren Mitgliedern dann vor Ort und auch mit all den Besuchern. Die Spendenübergabe in Karlsruhe, bei der wir so wunderbaren Menschen begegnen durften. Die Baumpflanzung in Waldsolms, die ich durchführen durfte. Und auch, dass es im Betrieb, in dem ich arbeite, in diesem Jahr gelang, im Zuge der Woche der Seelischen Gesundheit gleich zwei Seminare zum Thema zu halten. Die spannend waren, etwas anders als die, die ich bisher für TREES of MEMORY e.V. hielt. Die Ausarbeitung war zum Teil ziemlich zeitaufwendig, aber das Endergebnis stimmig. Die investierte Energie also sinnvoll.

Dass ich inzwischen noch mehr arbeite, weil ich noch nach einem Nebenjob gesucht habe, hat manche in meinem Umfeld sorgenvoll dreinblicken lassen. Noch mehr arbeiten? Warum und wozu? Und vor allem, wie dann nicht erst recht überfordern? Warum und wozu ist relativ schnell erklärt. Meine Lichtblicke… Konzerte, fremde Orte entdecken. Die möchte ich mir nicht nehmen lassen. Die brauche ich schlicht und einfach, um Positives meinem eigenen Straucheln immer wieder entgegenzusetzen. Und sie müssen irgendwie ja auch finanziert werden. Dass ich das Glück hatte etwas zu finden, was mir auch noch Spaß macht, ich selbst entscheiden kann, wann und wieviel ich da an Zeit im Monat investiere, um ein paar Euro extra zu haben, ist ein weiterer Pluspunkt an der Sache. Und ich bereue den Schritt nicht.

Gleichzeitig bedeutet es jedoch auch, dass ich was das Zeitmanagement angeht, irgendwo Abstriche machen muss. Das lässt sich nicht vermeiden und war deshalb auch jetzt schon spürbar. Mir gelang es nicht mehr, die Webseite oder unsere Facebookseite so zu „füttern“, wie ich es gewollt hätte. Mir gelang es nicht mehr, so in den Austausch mit unseren Mitgliedern zu gehen, wie ich es mir gewünscht hätte. Und daran wird sich so schnell nichts ändern.

Seit der Verein besteht (das sind jetzt dann bereits stolze sieben Jahre) floss sehr viel meiner Zeit und meiner Energie dort rein. In den ersten Jahren überhaupt erst einmal den Verein mit aufzubauen. Schauen, in welche Richtung wir wollen. Was wir anbieten, umsetzen können. All das dann auch in die Wege zu leiten… das hat wirklich ganz schön viel Energie gefressen. Und Zeit. Ohne Herzblut von jedem einzelnen, der daran beteiligt war, wäre dies auch so nie gelungen. Ich bin in diesen Jahren an den Aufgaben gewachsen. Oftmals auch über mich hinaus. Wir haben vieles auf den Weg gebracht. Und das ist etwas, wofür wir dankbar sein dürfen und auch stolz auf uns sein dürfen. Denn jeder von uns hat ein gewissen Päckchen auf den eigenen Schultern zu tragen, wodurch eben manches nicht immer so einfach oder leicht in der Umsetzung ist.

Was ich an mir selbst in den letzten Monaten nun merke, ist dass ich diesen Gegenpol der Leichtigkeit zu all der Arbeit für und mit TREES of MEMORY e.V. immer mehr benötige. Was mir in den Jahren zuvor noch viel besser gelang, mich in meiner Freizeit mit einem eigentlich doch schweren Thema zu beschäftigen, nun zwar noch immer geht, aber nicht mehr so intensiv. Denn lange existierte nicht allzu viel daneben. Fortbildungen, Wissen anhäufen, mich selbst schulen, all das lief ja immer am Rande mit. Ins Thema „eingraben“ sozusagen. Die dafür nötige innere Distanz zu wahren, es war mir lange gelungen. Ich kann sie noch immer wahren, doch nur mit nötigem, ausgeprägtem Gegenpol. Mit Momenten der Leichtigkeit. Inzwischen brauche ich sie viel intensiver. Diese zu erschaffen, nicht immer einfach. Und immer wieder eine neue Suche.

Noch bin ich nicht da, wo ich sein möchte. Und manchmal weiß ich auch gar nicht, wo das eigentlich wäre. Und dabei muss ich tatsächlich immer wieder in mich selbst hineinhorchen. Ob ich Dinge tue, die dann eigentlich nur den anderen zuliebe gemacht werden, oder ob ich selbst dahinterstehen kann. Ob das nun nach Jahren wieder in kleinerer Runde Geburtstag feiern ist (wo sich dann noch eine doofe Erkrankung zum Plan dazugesellte), oder was auch immer. Mache ich das, weil andere sich wünschen, dass ich meine Schritte nach vorne gehe? Und die sich dann freuen, wenn ich es tue? Oder wollte ich das tatsächlich selbst? Ehrlich gesagt, ich spürte einen Zwiespalt in mir. Vielleicht lag es am Fieber-geplagten Kopf meinerseits. Oder tatsächlich daran, dass ich wieder einmal empfand, den anderen irgendwie gerecht werden zu müssen. Ich musste innerlich unheimlich auf Distanz gehen. Zu diesem Tag, zu dem, was ich tat. Hatte das Fühlen und Denken weggeschoben. Mit Fieberkopf war eh alles so „unwirklich“. Ja, es war schon schön, mit dieser kleinen Runde im Hof zu sitzen. Es freute mich zu merken, wie viele an diesem Tag an mich dachten und mir eine Freude bereiten wollten. Und gleichzeitig kam ich mir undankbar vor… Sie alle wollten nur das Beste für mich… doch tatsächlich „genießen“ ging einfach nicht. Es schien zu sehr Mühe zu kosten, das Fühlen zu unterdrücken. Tags darauf kam es dann mit aller Wucht. Zum zehnten Mal ein Geburtstag ohne mein Kind… und der Schmerz wird nicht weniger. So fühlbar, spürbar dieses Loch in der Brust… und wohl werde ich nie den anderen gerecht werden können. Nicht dem, was sie sich für mich wünschen, was sie von mir erwarten. Und das erzeugt Schuldgefühle. Ganz, ganz doofe sogar.

Ich lebe weiterhin in meinem und mit meinem Balanceakt. Zwischen „nicht-mehr-Ganz-sein“ und „das-Leben-wieder-lernen“. Selbst nach zehn Jahren… wohin auch immer mein Weg mich dabei noch führen mag.

Das Leben wieder lernen… ich bin noch voll dabei. Meine eigene, innere Schwere zu tragen, ohne mich von ihr zerstören zu lassen. Meine Trauer da sein zu lassen, ohne dass sie mich begräbt. Lernen auszuhalten, wenn mir die eigene, innere Einsamkeit ihres Daseins bewusst wird.

Keine Ahnung, wohin mein Weg mich führt. Wie ich mein Leben in den kommenden Monaten gestalten werde. Zumindest aber weiß ich, dass ich im kommenden Jahr vier Konzertbesuche haben werde… und mich auf jedes einzelne freuen darf. Und das ist doch schon mal so richtig toll… oder?

 

In diesem Sinne… passt auf Euch auf…



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