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LOSLASSEN DES ALTEN UND WILLKOMMEN DES NEUEN – ODER: IM KLEINEN BEGINNEN



Für viele von uns waren die zurückliegenden Tage nicht einfach. Die Weihnachtstage gefüllt mit Familienbesuchen oder ganz allein. Stressige Organisation, wer wann wo feiert und zusammen ist. Bei größeren Familien manchmal gar nicht so einfach und es kann ganz schön herausfordernd sein und Stress bedeuten. Manchmal auch verbunden mit Enttäuschung, weil es nicht ganz so läuft wie man es sich wünscht. Oder Festtage, die man allein verbringt, weil da niemand da ist, wo man hingehen oder mit dem man zusammen sein kann. Man sich seiner Einsamkeit erst recht bewusst wird. Und manchmal ist es die gewollte Stille, weil man sich entweder den anderen nicht „zumuten“ möchte oder weil man sich zuhause, ganz für sich, am wohlsten fühlt.

Für Trauernde bedeutet Weihnachten immer eine zusätzliche Schwere. Jemand fehlt. Die Lücke spürbar. Die eigenen Mauern dünn und bröckelnd, das Vermissen greifbar. Und so hoffe ich, dass jeder von Euch dennoch den einen oder anderen Moment (oder auch viele Momente) erleben durfte, der gut, erfüllend oder tröstend war. Oder aushaltbar, wenn man zuvor dachte, es bricht alles über einem zusammen.

Weihnachten ging irgendwie an mir vorüber. Ich konnte mir keine Gedanken machen, wie ich es für mich gestalten soll, da es mich bereits zehn Tage zuvor gesundheitlich richtiggehend „zerbröselte“ und ich erst jetzt nach und nach wieder das Gefühl habe, so langsam auf dem Weg der Genesung zu sein. Da war ich also mehr damit beschäftigt, zwischen Schlafen, auf dem Sofa liegen und wach sein zu wechseln und ansonsten ging nichts. Ein kurzer Besuch am geschmückten Weihnachtsbäumchen am Grab meines Sohnes, ein Abendessen, zu dem wir eingeladen wurden und welches angenehm war und ich hustend und schniefend durchhielt. Mehr ging nicht.

Nun steht der Jahreswechsel an. Im TV ein Jahresrückblick nach dem anderen. Gestern sah ich auf irgendeinem Sender, wie Passanten gefragt wurden, was für sie in diesem Jahr positiv war. Die erste Passantin konnte keine Antwort darauf geben, ihr fiel auf die Schnelle gar nichts ein. Ich kam ebenfalls ins Überlegen. Und auch mir fiel zuerst nichts ein, wahrscheinlich hätte ich in dem Moment auch ganz spontan „nichts“ geantwortet. Vielleicht lag es an meinem Kopf, dem die Konzentration und das Denken gerade durch die Erkrankung so schwerfällt. Der einfach „voll“ ist mit dem Grippevirus.

Und dann dachte ich nach. Doch, es gab das eine oder andere Positive. In der Vereinsarbeit ganz viel davon. Und im Privaten? Da musste ich länger nachdenken. Aber auch da wurde ich fündig. Zwei ganz, ganz tolle Konzerte durfte ich besuchen, endlich einmal wieder. Sonne tanken im Urlaub. Gast sein dürfen bei einer wirklich schönen Hochzeit. Ein Städtetrip mit ganz vielen Museumsbesuchen. Was zu kurz kam, war die Zeit mit den Menschen in meinem direkten Umfeld. Ich hatte es nicht geschafft, mich mit Freundinnen zu treffen. Zu viel am Arbeiten, zu viel Zeit, die für die Vereinsarbeit benötigt wurde. Zu viel Müdigkeit und erschöpft sein. Zu viele schwere Dinge passiert, die verarbeitet werden mussten. Situationen, die triggerten, Abschied nehmen müssen von einer sehr lieben Freundin und meinem Bruder, beide viel zu früh und zu jung verstorben. Zu wenig Zeit genommen für mich und zum Durchatmen. Ich persönlich setze mir eigentlich nie Ziele für ein neues Jahr. Für den Verein, ja. Und da stehen ja auch schon sehr viele fest.

Dieses Mal ist es anders. Das Jahr 2023 wird Veränderungen mit sich bringen. Da ich spüre, dass manches anders werden muss. Nicht das übliche wie: „abnehmen, mit dem Rauchen aufhören, mehr Sport machen“ oder so. Ich beginne im Kleinen. Mehr Zeit für die Menschen, die um mich herum sind. Mehr gemeinsame Aktivitäten. Mehr Augenmerk auf meine Gesundheit und deshalb mehr Stressreduzierung. Auch wenn das bedeutet, dass dadurch zwangsläufig für mich weniger Zeit für die Vereinsarbeit zur Verfügung stehen wird. 2023 steht für mich im Zeichen des Umdenkens. Des Umdisponierens. Ich bin gespannt, wie es mir gelingt. Und so sehe ich das neue Jahr als eine Art Reise, auf die ich mich begeben werde. Auch wenn es heute Nacht, ganz allein für mich an meinen Sohn den Gruß in den Himmel schickend, wahrscheinlich auch ein paar Tränchen bedeuten wird und die Sehnsucht nach ihm ganz heftig spürbar sein wird. Ein weiteres Jahr ohne ihn, und gleichzeitig ein weiteres Jahr durch meine eigene Sterblichkeit ihm näherkommend. Ein weiteres Jahr, welches ich das Leben meiner Tochter hier im Leben begleiten darf und möchte. Und einiges schlichtweg anders machen möchte. Vieles mit TREES of MEMORY e.V. umsetzen, aber vor allem mich auf die Suche nach meinen eigenen Bedürfnissen machen, die viel zu lange zu kurz kamen und die erst jetzt so langsam wieder zum Vorschein kommen. Die innere Balance finden, da ich mich noch immer viel zu oft selbst überhole. Es wird eine spannende Reise im Jahr 2023…

Am Ende des nächsten Jahres werde ich darauf zurückschauen und sehen, wie es geworden ist.

Was rückblickend noch bleibt, ist die Dankbarkeit. Meiner Familie gegenüber, weil sie mich annimmt, wie ich bin und mich liebt, wie ich bin. Für die guten Momente, die ich erleben durfte. Für all die tollen Menschen, die unseren Verein so großartig bereichern. Durch ihr Sein, durch ihre Arbeit und ihr Engagement. Dankbarkeit für die Begegnungen mit so wertvollen Menschen, unter anderem bei unserem Seminar für Trauernde im Juli. Dankbarkeit für all die wunderbaren Menschen, die uns 2022 unterstützt haben. Durch Mithilfe bei unseren Veranstaltungen, Spenden, Zuspruch, Feedbacks. Ohne Euch wäre TREES of MEMORY e.V. so gar nicht möglich.

So lasse ich das Jahr 2022 gehen. Und schaue, was 2023 so mit sich bringt. Manches davon haben wir zum Glück ja selbst in der Hand…

Euch allen ein dickes DANKE, ein gutes „Rüberkommen“, Gesundheit und viele gute Momente im Jahr 2023, auch, oder vor allem gerade dann, wenn manches schwer auf der Seele lasten mag.



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